Beschreibung
Seit ich 1990 nach Halle (Saale) gekommen bin, um hier zu studieren, faszinieren mich alte Häuser, Fabrikgebäude und Brücken. Die hier zu sehenden Bauwerke sind alle nicht mehr existent – sie wurden abgerissen, um Platz für Neues zu schaffen.
Charakteristisch für die Innenstadt von Halle (Saale) sind ihre vielen Gründerzeit-Häuser mit wunderschön gestalteten Fassaden. In der DDR-Zeit verfielen leider viele dieser Häuser. Der Grund für den Verfall lag auf der Hand: Mit 90 Pfennig Miete pro Quadratmeter (für Altbauten mit Klo auf halber Treppe und Kohleöfen 70 bis 80 Pfennig) war keine Reparatur, keine Sanierung, kein Erhalt der Bausubstanz zu leisten – auch nicht ansatzweise. An Modernisierungen war nicht zu denken. Für den Mieter war das prima – solange das Haus nicht einstürzte und er in Privatinitiative hier und da heimwerkeln konnte. Für Hauseigentümer, auch staatliche, war das ein Graus, sie konnten den Besitz unter diesen Umständen nicht verantwortungsvoll betreuen. Reihenweise schlugen Familien das Erbe aus, wenn eine Immobilie auf sie kam. So landeten viele Häuser in „Volkseigentum“. Aber auch der Staat hatte weder Geld noch Arbeitskräfte noch Baumaterial. Das wenige Verfügbare steckte er in die Plattenbausiedlungen auf der grünen Wiese; dort ließ sich klotzen. Die Innenstädte wurden geopfert. (Quelle)
Seit den 1990er Jahren wurden in Halle (Saale) zum Glück viele der Gründerzeit-Häuser liebevoll saniert. Trotzdem hatten für mich die sterbenden Altbauten immer einen besonderen, morbiden Charme mit ihren weitgehend vom Putz befreiten Ziegelmauern, der plötzlich nackten Symmetrie, den leeren Fensterhöhlen und dem wildwuchernden Grün dazwischen und auch darin. Ich bin froh, dass ich einige der stark verfallenen Häuser im Foto festhalten konnte, denn einige von ihnen mussten dann doch abgerissen werden.
Auf einer Postkarte ist ein Stück des Geländers der alten Berliner Brücke zu sehen. Die Brücke wurde 1914 bis 1916 mit Hilfe von französischen Kriegsgefangenen erbaut und erhielt nach ihrer Fertigstellung den Namen Hindenburgbrücke. Sie wurde nach 1945 umbenannt in Berliner Brücke und stand bis zu ihrem Abriss unter Denkmalschutz. Die alte Brücke wurde 2006 abgerissen. Ein Erhalt der Brücke hätte den Gutachtern zufolge Kosten von weit über 10 Millionen Euro verursacht und ihre Lebensdauer um nur wenige Jahrzehnte verlängert. Der rasche Verfall der Brücke wurde begünstigt durch schwere Korrosionsschäden, verursacht durch Rauch und Abgase der unter der Brücke hindurch fahrenden Dampf- und Diesellokomotiven.
Trotzdem schade, denn die genietete Stahlfachwerkkonstruktion der alten Berliner Brücke war wunderschön anzusehen, bis hin zum Geländer!
Wie gut, dass es Foto-Erinnerungen gibt.
Die von mir angefertigten Postkarten wurden auf Hochglanz-Fotokarton gedruckt, besitzen das klassische 10 x 15 cm – Format und eine ebenfalls bedruckte Rückseite.