Liebesbrief-Schmuck

Liebesbrief-Schmuck
„So denk: es ist die reinste Minne!“

In der Wühlkiste eines Antiquariats entdeckte ich ein Buch mit fleckigem Leineneinband, einen Briefroman, der zwei Euro kosten sollte und beim Durchblättern eine schöne Fraktur-Schrift offenbarte, mit der sich sicher romantischer Schmuck machen ließe – dachte ich.

Dann war ich so leichtsinnig, beim Tramfahren in das vermeintlich altmodisch-kitschige, geschraubt klingende, langweilige Buch hineinzulesen – und war berührt.

Das Buch enthält den Briefwechsel zwischen Adelheid v. Mühler, ihrem Ehemann Heinrich v. Mühler und Alfred v. Bünting zwischen 1844 und 1849. Eine Dreiecksbeziehung? Ganz und gar nicht!

Aus dem Geleitwort des Buchs:
„Der Briefwechsel führt tief hinein in das innerste Leben dreier hochgesinnter Menschen: eine Brieffreundschaft zwischen einer jungen Frau und einem jungen Offizier, vom Gatten im unbedingten Vertrauen auf seine Frau und den Freund gebilligt und sogar gefördert – eine Freundschaft, die im Grunde doch eine Liebe war, ohne daß sich die Frau in ihrer Reinheit je dessen klar bewußt geworden ist, und ohne daß dem Freunde bei der Beherrschtheit seines vornehmen Charakters je auch nur der Gedanke gekommen ist, das Vertrauen des Gatten enttäuschen zu können. Zwei Menschen, die einander wahlverwandt waren und sich gefunden hatten und doch nie daran gedacht haben, die Pflicht der Gattin und des Freundes […] zu überschreiten, und die darum ihre Liebe in Zucht und Ehren als Freundschaft gelebt haben.“

Bis zum Tode des Freundes übrigens. Er starb jung an einer Krankheit. Der letzte Brief Adelheids an ihn stammt aus ihrem Tagebuch:
„[…] matt und verzagt bin ich oft gewesen bis in den Tod hinein, seit du mich verlassen, du Freund, der mir jede dunkle Stelle lichtete, jeden Weg mit Blumen bestreute […] Du hast […] nie störend eingegriffen, nie die Bande auch nur gehemmt, die mich hielten […] du gabst mir um deinetwillen und nahmst von mir um meinetwillen. […] Ach, wie war ich ein Kind vor dir und bei dir, und gerade da kamen wir so anders vorwärts! Das ist leicht, wenn die Liebe einen hebt und die Treue trägt und stützt – und deine Liebe hat mir das getan und deine Treue, und ich war mir dessen nicht bewußt, denn du hast es mir nie gesagt, du hast mich nie gefragt. – […] du bist mir nah, es ist mir Gewißheit, daß wir uns wiederfinden, daß du mir entgegenkommen wirst.“

Beim Lesen des Buchs finden sich jedoch viele Stellen, an denen man fühlen kann, dass Adelheid die Liebe ihres Freunds ahnte – und erwiderte, auch wenn darüber nie offen gesprochen wurde.

Diese Liebe inspirierte mich zu einer kleinen Frühjahrskollektion.
Die ausgesuchten Wörter auf den Schmuckstücken sind wie ein Lesen zwischen den Zeilen, wie eine Quintessenz aus den Quasi-Liebesbriefen: geheimnisvoll, romantisch, voller Liebe und Wärme. Und damit perfekt für einen romantischen Frühling!

Übrigens: Wer sich fragt, ob ich es tatsächlich übers Herz brachte, das Buch zu zerschneiden – nein, natürlich nicht! ;o)